Presse
12. 06. 2010
Brücken bauen über den Grat
Russische Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts wurden zum Publikumshit
...Nach dem oft schwebenden, durch ungerade Takte aufgerauten Basler Concerto in D (1946) von Aushängeschild Igor Strawinsky (1882 - 1971) zum Finale das Filetstück des Abends, das Klavierkonzert (1946) der praktisch unbekannten Galina Ustwolskaya (1919 - 2006), die bis zuletzt erbitterten Widerstand gegen das Regime leistete. Die aus Belgrad stammende Solistin Anika Vavic hat neben ihrer attraktiven Erscheinung auch pianistisch Enormes zu bieten. Sie rückt dem glänzend gebauten und instrumentierten Werk in seiner ganz eigentümlichen Handschrift respektlos zu Leibe, misst sich erfolgreich an der geforderten Virtuosität und Vitalität, leuchtet in der zentralen Solokadenz aber auch wunderschön versonnene Lyrismen aus und nimmt sich dafür alle Zeit dieser Welt. Die starke Religiosität der Komponistin ist im Finale spürbar, wenn ständig repetierte kleine Melodiepartikel zwischen Solo und Orchester eine meditativ-archaische Endlosschleife ergeben. Eine fantastische Entdeckung für den Konzertsaal!
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