Presse
08. 07. 2010
Anika Vavić spielte eine Landschaft aus Russland
Der Komponist des Konzerts, Rodion Schtschedrin schien zufrieden mit der Interpretation der Pianistin zu sein
Mikkeli. Die junge Serbin Anika Vavić hat das Klavierkonzert musterhaft gemeistert
Der georgische Pianist Alexander Toradze sollte beim Musikfestival von Mikkeli das Klavierkonzert aus dem Jahre 1982 von seinem Vater David Toradze (1922-83) aufführen.
Toradze mußte aber seine Ankunft aus gesundheitlichen Gründen absagen, und an seiner Stelle trat die junge serbische Pianistin Anika Vavić auf, die in ihrem Programm das vierte Klavierkonzert von Rodion Schtschedrin hatte.
Komponist Schtschedrin war selbst dabei, um das Konzert zu hören, und man hatte den Eindruck, daß er sehr zufrieden mit der glänzenden, heroischen Solistin war, in deren Händen der Flügel orchestral und reich klang.
Der Beginn des vierten Klavierkonzerts ist wie eine dämmrig-graue russische Landschaft, wo das Orchester traurig und dunkel fließt, indem das Klavier in spröde-wehmütigen, quasi-improvisatorischen Gedanken herumirrt Der Zuhörer beginnt nachzudenken, wie lange er sich in die uferlose, mystische russische Wehmut einweihen muß.
Nach und nach beginnt der ruhige Strom anzuschwellen und seine Farben beginnen sich zu verwandeln. Da und da tauchen im Orchester schauerliche, düstere Farben und rasend drohende Kräfte auf.
Der erste Satz gipfelt nicht in eine Katastrophe, sondern in eine kolossal-ekstatische russische Feierstimmung, wo die betäubenden Glocken klingen und läuten, das volksmusikähnliche Prazniek übersprüht und die dämonischen Triebkräfte brüllen. Die Heiligkeit und das Verderben stoßen. Sehr russisch.
Im zweiten Satz hat die Pianistin einen wütenden, metallisch hämmernden Ausbruch. Nachdem das Orchester und die Pianistin sich ausgetobt und dann beruhigt haben, entsteht eine Gleichgewicht, die die Pianistin schon am Anfang des Konzerts tastend und vorausahnend gesucht hat.
Die Urquellen des Stroms von dem Konzert sind tief in der Vergangenheit. Die Klavierfiguren erinnern manchmal an J.S Bach. Auch Musorgski, Stravinski und Prokofjev schweben im Hintergrund vor. [.]