Lebenslauf
Die aus Belgrad stammende Wiener Pianistin Anika Vavic ist in ihrem Klavierspiel geradezu leidenschaftlich auf der Suche nach den Brüchen und Mehrdeutigkeiten jener Partituren, die sie mit ihren Interpretationen durchleuchtet, mutig, kraftvoll, bis in den kleinsten Notenwert einfühlsam, und dabei immer eingedenk des Credos ihres Lehrers und Mentors, des unsterblichen Cellisten Mstislav Rostropowitsch:
„Musik ist Medizin und wir Musiker sind Mediziner und Priester - ich denke, dass wir unser Publikum von den Belanglosigkeiten des Alltags ‚heilen‘, bewegen, anregen sollen."
Anika Vavic arbeitet kontinuierlich mit den Dirigenten Valery Gergiev, Paavo Järvi, Hannu Lintu, Jun Märkl, Jukka-Pekka Saraste, Stefan Blunier, Mirga Grazinyte-Tyla, Kirill Karabits, Andreas Orozco- Estrada, Markus Poschner, Yutaka Sado, Enrico Calesso zusammen. Kristjan Järvi und Jorma Panula sind weitere musikalische Partner der jüngeren Zeit.
In der Saison 2021/22 gibt Anika Vavic ihr Debüt mit den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Jakub Hrusa mit Rodion Shchedrins vierten Klavierkonzert, kehrt nach Taipei zum National Symphony Orchestra mit Schostakowitschs zweitem Klavierkonzert, aber auch nach Den Haag zum Residentie Orkest zurück, um mit Jun Märkl Rachmaninows 2. Klavierkonzert aufzuführen.
Alexander Skrjabins 100. Todestag würdigt sie im Rahmen des Imagodei-Festivals mit seinem „Mysterium", in dem sie sich mit der Verbindung von Puppenspiel und Tanz seiner „Mission", der Vision von der Verschmelzung aller Sinne, anzunähern versucht.
Mit Prokofjews 3. Klavierkonzert kehrt sie zurück zu den Zagreber Philharmonikern und der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, und wird mit dem Klavierkonzert des Franz Liszt-Schülers Hans Bronsart wieder bei der Staatskapelle Weimar zu Gast sein.
Als Schülerin des legendären Liszt-Interpreten Lazar Berman widmet sie sich der Einspielung von Beethovens „Pastorale" in der Bearbeitung von Liszt, die bei MDG im Herbst 2022 erscheinen wird.
Zu den Höhepunkten der letzten Jahre zählen Auftritte mit dem Mariinsky-Orchester, unter anderem anlässlisch der russischen, österreichischen und finnischen Erstaufführung von Shchedrins viertem Klavierkonzert, sowie anlässlich der deutschen Erstaufführung des Werkes mit der Staatskapelle Weimar, Konzerte mit dem London Philharmonic Orchestra zusammen mit Vladimir Jurowski im Rahmen der BBC PROMS und beim Enescu-Festival in Bukarest mit Prokofjews 3. Klavierkonzert, mit dem Radio Symphonie Orchester Wien mit Bernsteins „Age of Anxiety", mit dem Konzerthausorchester Berlin und dem Gustav Mahler Jugendorchester mit Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini, und mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra mit Mozarts Klavierkonzert KV 467 und der Erstaufführung der ihr gewidmeten Kadenzen von Kalevi Aho.
Ein Beethoven-Programm führte sie im Pandemie-Jahr 2020 zum Klavierfestival Ruhr zurück, wo sie eines der ersten wieder möglichen Konzerte in Deutschland spielte. Der Mitschnitt dieses Abends wurde als CD veröffentlicht und von den wichtigsten Radiosendern Deutschlands und Österreichs übertragen.
Das erste öffentliche Post-Lockdown-Konzert in Österreich fand in Anika Vavics Garten statt - daraus wurde eine Reihe von Kulturabenden in Wort und Musik, mit Programmen für Erwachsene und Kinder, das „kunst-am-nussberg" Festival, das 2022 in seine 3.Saison gehen wird.
Sie spielte bei den „White Nights" in St. Peterburg, beim Mikkeli-Festival in Finnland, beim Klavierfestival Ruhr, bei der Schubertiade Schwarzenberg, beim Grafenegg-Festival, beim Heidelberger Frühling, bei der Styriarte Graz, beim Klangbogen Wien, beim Beethoven Osterfestival in Warschau, beim Istanbul Music Festival, beim Carinthischen Sommer und bei den Sommets Musicaux de Gstaad.
Anika Vavic ist regelmäßig zu Gast im Wiener Musikverein und Wiener Konzerthaus. Recitaltourneen führten sie u. a. in Säle in die Carnegie Hall New York, das Kennedy Center Washington, die Wigmore Hall London, den Concertgebouw Amsterdam, in die Kölner Philharmonie, die Cité de la Musique Paris, die Philharmonie Luxembourg, zum Palau de la Musica in Barcelona, ins Konzerthaus Berlin und Festspielhaus in Baden-Baden.
Zu ihren Kammermusikpartnern gehören u. a. Gautier Capuçon, Rainer Honeck, Patricia Kopatchinskaja, Caroline Widmann, Claudius Popp, Matthias Schorn, das Quintette Aquilon, das Artis Quartett, sowie auch Renaud Capuçon und Daniel Müller-Schott.
Als Sechzehnjährige übersiedelte Anika Vavic nach Wien, wo sie bei Noel Flores an der Universität für Musik und darstellende Kunst studierte. Wichtige Impulse bekam sie u. a. durch Elisabeth Leonskaja, Lazar Berman, Oleg Maisenberg, Alexander Satz und Mstislaw Rostropowitsch. Die Gewinnerin des Zweiten Steinway-Wettbewerbs in Wien und des Sonderpreises für die beste Haydn-Interpretation, war Stipendiatin des Herbert-von-Karajan-Zentrums in Wien und der Gottfried-von-Einem-Stiftung. 2002 verlieh ihr das Land Österreich den frauen.kunst.preis in der Sparte Musik.
Zu Anika Vavics Repertoire gehören auch Werke der zeitgenössischen Musik z. B. das ihr zugeeignete Klavierkonzert des chinesisch-österreichischen Komponisten Shih, „Requiem für Klavier, Streicher und Membranophon" und sein Klavierquintett. 2005 übernahm die Pianistin den Solopart bei der Uraufführung von Johannes Maria Stauds „Peras" beim Klavierfestival Ruhr.
Leonard Bernstein, Kalevi Aho, Vlastimir Trajkovic, Galina Ustwolskaja, Gia Kancheli, Henryk Gorecki und vor allem Rodion Shchedrin zählen zu ihren bevorzugten zeitgenössischen Komponisten.
„Ihr brillantes, kraftvolles Spiel hat einen gewissen Hang zum Orchestralen, wie man dies vor allem von russischen Pianisten kennt. Dass sie sich dabei niemals im Fluss der Klänge verliert, davor bewahrt sie ihr geradezu klassisches Formgefühl. Eine starke, beeindruckende CD, die aus dem Gros der Neuerscheinungen hervorsticht."
Die Bühne
„Stupende Gestaltungsintelligenz und Ausdruckskraft. Ihre in der Wahlheimat Wien produzierte Recital-CD versprüht Energie und Witz, lässt aber auch nie innigen Tiefsinn vergessen."
Kieler Nachrichten
Oktober 2020