Presse
10. 02. 2004
Brillante Technik und subtile Gestaltung
Der jungen Pianistin Anika Vavic entgeht bei Spiel im ,,alten kino" keine Nuance
Ebersberg - In einigen Wochen wird die junge Pianistin Anika Vavic erstmals im Gasteig mit den Mnchner Philharmonikern zu hren sein, im ausverkauften Saal des alten kinos Ebersberg konnten die Zuhrer sie sozusagen vorab erleben und auch bejubeln. Fr die Liebhaber des Klaviers bot die sympathische und sehr natrlich wirkende Knstlerin ein grandioses Spiel brillanter Technik und ausgefeilter Gestaltung. Am Beginn ihres vielseitigen und kompakten Programms stand Joseph Haydns Klaviersonate D-Dur Hob XVI:19" und Anika Vavic berzeugte hier nicht nur durch eine sthetische Klangkultur, sondern auch durch eine transparente Gestaltung der stilistischen und formalen Vielfalt der Komposition: dabei zelebrierte sie geradezu mit einer Gestaltungskraft, der keine Nuance entgeht.
In einem khnen Sprung wurde das Publikum dann mit Vier Stcke op. 51" von Alexander Skrjabin in die Wende zum 20. Jahrhundert nach Moskau gefhrt und erlebte ein Spektrum schillernder Impressionen als Klangerzhlung. Als Vertreter der Barockzeit war fr dieses Programm Johann Sebastian Bachs Englische Suite Nr.3 g-Moll BWV 808" ausgewhlt und mit subtiler Tongestaltung und gut nachvollziehbarer Differenzierung der einzelnen Stze prsentierte die Pianistin das Werk in einem gleichmig pulsierenden Fluss. Zum Spektrum ihrer wechselnden Klangfarben traten hier samtene Tne und ihr souvernes Spiel wrdigten die Zuhrer mit viel Beifall.
Der zweite Teil des Abends stand im Zeichen des Epoche machenden Wiener Walzers und drohender Gefahr fr den Weltfrieden. Im Jahre 1911 schrieb Maurice Ravel seine Valses nobles et sentimentales", in denen er ein kompositorisches Spiel mit Walzern von Schubert, Weber, Chopin, auch Johann Strau Sohn und selbst Franz Leh?r vorfhrt. Die ausgeprgte Gabe der Pianistin, jede Nuance einer Komposition zu erfassen und sie auszukosten, kam diesem Werk in besonderem Masse zugute. Silbrig schillernde Klnge wechselten mit sphrischen Eindrcken, ein kraftvoller Anschlag gab der Vehemenz des Beginns seinen Klangboden und eine wohltuende Ruhe am Schluss behielt ihre Spannung bis ins fast lautlose Pianissimo.
Im April 1940 fhrte Sergej Prokofjew seine Sonate Nr.6 A-Dur op.-82" im Rundfunk auf, der erste konzertante Vortrag folgte noch im selben Jahr im November in Moskau. Starke Kontraste im Ausdruck hatte die Knstlerin hier ebenso zu bewltigen wie den Anforderungen eines virtuosen Spiels nachzukommen. Beides gelang ihr berzeugend.
Mit freundlicher Genehmigung
der Sddeutsche Zeitung und der DIZ Mnchen GmbH
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