Presse

10. 06. 2004

Neu Ulmer Zeitung (BP)

Tschaikowskys Musik riss Publikum echt mit 4. Herbert von Karajan-Gedchtniskonzert beim Donaufest

Ulm

Von unserer Mitarbeiterin Barbara Perkovac

Beim 4. Herbert von Karajan-Gedchtniskonzert im Congress Centrum Ulm, Teil des momentan laufenden Donaufestes, spielte das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm unter GMD James Allen Ghres ausschlielich Werke von Peter I. Tschaikowsky. War mancher im Vorfeld etwas zwiespltig ob der Konzentration auf nur einen Komponisten, verflchtigte sich die Skepsis bald. "Tschaikowskys Musik reit einen mit", so Ghres bei der wieder sehr informativen Soiree zum Gedchniskonzert im Gesprch mit Dr. Klaus Rak.

Bei dieser Gelegenheit war auch zu erfahren, dass es im nchsten Jahr wohl noch eine fnfte Auflage geben wird, doch dann sei Schluss. Diesmal schickte das die Veranstaltung untersttzende Karajan Centrum Wien die inzwischen auch international erfolgreiche junge Pianistin Anika Vavic, seit November 2001 Stipendiatin des Herbert von Karajan Centrums und der Gottfried von Einem Stiftung, nach Ulm. Sie spielte das 1. Klavierkonzert b-Moll (1875) op. 23 , ein Werk von unglaublicher Durchschlagskraft mit dem farbigen Orchestersatz und dem volltnend gesetzten Klavierpart.

In guter Partnerschaft mit dem hochmotivierten Orchester war schon dieses erste Werk des Abends dazu angetan, das Publikum im gut besetzten Saal in helle Begeisterung zu versetzen: Lupenrein am Beginn das dreifache Hornsignal, exakt die Akkordschlge des Orchsters; der Solist beginnt mit wahren Akkord-Trmen sein Werk. Hochkonzentriert, sensibel immer um das rechte Ma bemht, stieg Anika Vavis ein. Celli und Geigen bernehmen das Thema und machen das Ganze unvergesslich. Gleichsam alle Klangschleusen des Orchesters ffnen lie der Dirigent. Am Beginn des zweiten Satzes schwebt in der Flte eine sanft wiegende Melodie heran, mit feiner Abstimmung bernommen von Cello und Oboe, vom Klavier begleitet mit zart verspielten Akkordfiguren. Wahrhaft eine Idylle, aus der Ghres nahezu plastisch die kleine Walzerszene andeutungsweise heraushebt. Einer Attacke gleicht der dritte Satz, der zunchst das Hauptthema des Werks in Erinnerung bringt. Mit einem eigensinnigen Gedanken springt das Klavier dazwischen, reit die Fhrung an sich. Die junge Pianistin meistert brillant auch die schwierigsten Stellen dieses "Reiers". Das Publikum umjubelt ihren Auftritt und bekommt eine kleine Skrjabin-Zugabe (also doch nicht nur Tschaikowsky an diesem Abend!) als Dank.

Wie gut, dass erst jetzt das im Programm an den Beginn gesetzte Werk, "1812" Ouvertre solennelle op. 49, zu Auffhrung kam. So konnten sich die Besucher in der nachfolgenden Pause "erholen" von dem "leidenschaftlichen Kampf zwischen Russen und Franzosen". Das etwa 15-mintige Werk entstand 1880 und beginnt mit einem Gebet zur Befreiung Moskaus, das von den Truppen Kaiser Napoleons I 1812 belagert wurde. Die "Russische Hymne" und die "Marseillaise" sind die musikalischen Stcktrger dieser Auseinandersetzung. "Die Ouvertre wird sehr laut und geruschvoll sein. Ich habe sie mit wenig Wrme und Liebe geschrieben . . . ", so der Komponist. Eingespieltes Kirchengelut, vier Kesselpauken und dergleichen mehr, steigerten die Lautstrke schier ins Unertrgliche.

Erfrischt gab man sich dann im zweiten Teil der Programmfolge der von den Ulmer Philharmonikern mit groem Atem aufgefhrten 5. Sinfonie, op. 64, e-moll, hin. Die vorwiegend auf leidenschaftlicher Melodik in farbigem Klanggewand beruhende Wirkung dieses Werkes wurde von Ghres mit viel Liebe zum Detail unterstrichen. Unter anderem die vorzglich ausgefhrten Instrumentalsoli, sei es beim Horn, der Klarinette, der Oboe oder dem Fagott, hatten viel Anteil am Erfolg. Der Applaus des Publikums schien kein Ende nehmen zu wollen.

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