Presse
13. 05. 2005
Klassische Form ins Heute gehoben
Wetter. Die AVU Gevelsberg, der Sparkassenvorstand, die Werner-Richard-Dr.-Carl-Dörken-Stiftung als Sponsoren und vor allem der Rotary-Club Wetter-Ruhrtal freuen sich: Das Benefiz-Klavierkonzert am Mittwochabend im Veranstaltungszentrum der Sparkasse war - in jeder Hinsicht - ein voller Erfolg
Der Bürgermeister, das Ehepaar Dr. Plassmann (Dörken-Stiftung) und auch der Rotary District Governor überzeugten sich von der perfekten Organisation der Veranstaltung unter der Regie des Rotariers Werner Lange zur Unterstützung des gemeinnützigen Vereins "Wetterleuchten". Er hilft psychisch Kranken in Wetter und Herdecke, ihr Leben außerhalb stationärer Behandlung zu führen.
Die hochdekorierte junge Pianistin Anika Vavic passte sich im klassisch geschnittenen schwarzen Samtanzug der Nüchternheit und Kälte ausstrahlenden Atmosphäre im Sichtbetonsaal an. Vor diesem Hintergrund blühte ihre künstlerische Leistung mit einer Vielfalt musikalischer Farben und Formen prachtvoll auf. Neben perfekter technischer Beherrschung des Steinway-Flügels (manchmal hart klingend) fiel vor allem ihre ureigene interpretatorische Handschrift auf, frei von jeglicher historisierender Spielpraxis, dem Echo der Musik in sich nachlauschend.
So spürte sie in der Sonate A-Dur op. 101, einem Spätwerk Beethovens, aus einer Fülle scheinbar nebeneinander gesetzter Einzelideen stilsicher die verbindenden Elemente auf und beließ ihnen trotzdem ein Eigenleben.
Synkopen in der Begleitung bedrohten die "mit der innigsten Empfindung" zu spielende Melodiebewegung im Dreierrhythmus des ersten Satzes und wiesen schon auf den äußerst unruhigen Marschsatz hin, einem genialen Spiel mit punktierten Rhythmen. Mit agogischer Zeitverzögerung gestaltete Übergänge, Trugschlüsse in plötzlichem Lautstärkewechsel, einstimmige Motive trocken, ohne Pedal hingetupft, schufen eine musikalische Landschaft mit lebhaftem Wechsel von Licht und Schatten.
An diesen von Kontrasten geprägten Beethoven schloss sich die "Kreisleriana" von Schumann folgerichtig an. Der Komponist wurde hier zu acht Fantasien, in Tempo und Stimmung jeweils zwischen Extremen wechselnd, von dem Porträt des exaltierten Kapellmeisters Kreisler, einer Gestalt von E.T.A. Hoffmann, inspiriert. Ein Meisterwerk virtuoser Technik und Gestaltungskraft war auch die Sonate Nr. 2 von Chopin. Mit schwermütiger Tragik zog der Trauermarsch aus der Ferne heran, im lieblichen Trio sich in Erinnerung an vergangene Tage versenkend. Das Perpetuum mobile des Presto war hier ins Prestissimo gesteigert.
Auch die Zugaben, ein liebenswürdiger Schubert-Tanz und ein Scarlatti-Stück, trugen die Handschrift der Interpretin: klassische Formen, durch die Sicht der Pianistin in die Gefühlswelt der Gegenwart übertragen.
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