Presse
05. 12. 2016
Melancholie und Virtuosität
Das Symphonieorchester Vorarlberg setzt einen russischen Schwerpunkt.
Bregenz szMit schönem Streicherklang, diabolisch virtuos und temperamentvoll präsentierte sich das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) unter seinem Chefdirigenten Gérard Korsten im Bregenzer Festspielhaus: Die kroatische Pianistin Anika Vavic brillierte in Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini, umrahmt von Penderecki und Tschaikowskys vierter Symphonie.
Allerlei Finessen
Paganini, der italienische „Teufelsgeiger", hatte in der letzten seiner 24Capricen für Violine solo ein Werk vorgelegt, das in wirbelnden Variationen alle technische Brillanz eines Geigers herausfordert. Komponisten wie Brahms, Lutoslawski und eben auch der russische Pianist und Komponist Sergej Rachmaninow haben diese Caprice als Grundlage für eigene Variationswerke genommen. Bei Rachmaninow darf nicht nur der Solist, die Solistin mit allerlei Finessen, Akkordpassagen, Sprüngen und Läufen brillieren, auch das ganze Orchester ist im Farbenreichtum seiner Instrumente gefordert.
Anika Vavic, die in Wien studiert hat und mit der russischen Schule und Musik sehr vertraut ist, musizierte die 24 Variationen mit größter Selbstverständlichkeit: Bald koboldhaft witzig und beweglich, bald poetisch melancholisch in schwingenden Glockenklängen, bald in wunderbar unaufgeregt wirkender Virtuosität. Das Symphonieorchester Vorarlberg begleitete nicht nur, es war in den verschiedenen Instrumentengruppen auch ein sehr präsent aufspielender Partner. „Zur Feier des Tages" (der Bundespräsidentenwahl in ihrer Wahlheimat Österreich) verabschiedete sich die Pianistin mit einem fein schwingenden Stück von Schubert.
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