Presse
13. 04. 2019
In der Umarmung des Orchesters
Die Begegnung mit einer außergewöhnlichen, in sich ruhenden, starken Künstlerpersönlichkeit war eines der intensiven Erlebnisse beim Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Würzburg: Anika Vavic, serbische Pianistin, brillierte als Solistin in Sergej Prokofjews Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C- Dur op. 26.
Starallüren hat die 43-Jährige nicht nötig, dazu ist sie zu souverän, egal ob es um Spieltechnik oder interpretatorische Belange geht. Den tonreichen Solopart, die Akkordkaskaden, die höchst virtuosen Passagen nimmt sie mit einer verblüffenden Leichtigkeit, einer geradezu abgeklärten Konzentration auf die Musik. Mitunter scheint sie in der Umarmung des von Enrico Calesso geführten Orchesters zu versinken, zaubert mit ihm gemeinsam schimmernde Flächen und eine musikalische Opulenz, die wie von Sonne durchflutet wirkt.
Generalmusikdirektor Calesso agiert eng mit ihr zusammen, beobachtet Vavics Akzentuierungen genau, schmiedet völlige Homogenität. Der erste Satz darf stampfen und rollen, tanzen und jubilieren, der zweite sich zunächst wie schlaftrunken ins Geschehen räkeln. Ein düsteres, geheimnisvolles Farbenspiel entsteht, mit ausgekosteten Ruhepunkten und kraftvollem Vorwärtsgehen.
Eine schillernde Klangüberflutung
Ein pianistischer Höllenritt im Allegro ma non troppo, gespickt mit vollgriffigen Läufen, Glissandi - augenscheinlich keine anstrengende Angelegenheit für Vavic, die ihren Solopart so ungeheuer weich und rund gestaltet. Auf die schillernde, schwebende Klangüberflutung Prokofjews, die mitunter etwas Cineastisches aufweist, setzt sie zwei traumverlorene, innige, berückend schön gespielte Miniaturen als Zugaben, macht damit den Genuss mehr als vollkommen. [...]