Press

11. 09. 2020

Die Presse (Walter Weidringer)

Wie einst Beethoven: Kunst im Grünen gegen die Krise

Die Pianistin Anika Vavic lädt zur „Kunst am Nussberg“. Im Finale zu hören: Cornelius Obonya und Solisten des Staatsballetts.

Die Spaziergänge auf Beethovens Spuren waren es - und die Sehnsucht nach Musik. In den idyllischen Weindörfern Heiligenstadt und Nussdorf vor den Toren Wiens suchte der Komponist Inspiration, machte aber wegen seines Hörverlusts auch eine existenzielle Krise durch. Unweit der heutigen Eroicagasse besitzt die Pianistin Anika Vavic ein „Knusperhäuschen", wie sie es nennt, mit alten Terrassen für Reben im großen Garten. Während des Lockdowns machte sie mit Mann, Kind und Hund das Sommerrefugium zum Lebensmittelpunkt.

„Armer Beethoven, dachte ich", erzählt Vavic, „wir können dich zum Jubeljahr nicht wie geplant feiern - aber wie bist du mit deiner eigenen Krise umgegangen?" Als dann eine Freundin bat, Vavics Spiel wenigstens vom Garten aus belauschen zu können, studierte sie Beethovens „Eroica"-Variationen und Bagatellen aus dieser schweren Zeit ein: „Stücke voller Heroismus, Kraft, Witz, Lieblichkeit, Zartheit", Musik einer Heilung. Ein Anwalt bestätigte Vavic, dass Gäste in den Garten kommen dürften. Die offenen Terrassentüren und die natürlichen, ansteigenden Ränge sorgten für wunderbare Akustik.

Eine private, häusliche Initiative

Michael Dangl sagte zu, vor Minipublikum und ohne Gage mit Auszügen aus Briefen, Tagebuchnotizen und dem Heiligenstädter Testament seinen Beitrag zu einem musikalisch-literarischen Doppelabend zu leisten.

The rest is history, möchte man sagen: eine herzerwärmende Geschichte, wie das Verlangen nach Kunst in einer privaten, häuslichen Initiative gestillt werden kann - und hernach mit Speis und Trank auch die leiblichen Bedürfnisse, denn „Intendantin" Anika Vavic ist eine leidenschaftliche Gastgeberin. Dietmar Grieser, der Komponist Shih und Philharmoniker-Konzertmeister Rainer Honeck, das Artis-Quartett, Adrian Eröd und Martin Schwab sind in den vergangenen Monaten aufgetreten. Bald diktiert jedoch der Herbst die „Sperrstund". Am heutigen Samstag liest Cornelius Obonya noch das Gedichtprogramm „Ecklokal mit Verlierer", und Vavic spielt Musik von Bach und Ravel (ab 18 Uhr). Und am 19. September kehrt als Finale wegen des großen Erfolges „Peter und der Wolf" zurück - mit Boris Eder als Erzähler und Solisten des Wiener Staatsballetts. Vavic spielt Prokofjews Klavierbearbeitung (ab 15 Uhr - Anmeldungen und Infos unter: kunst.nussberg@gmx.at).

Wann ihre internationale Karriere weitergeht, kann Anika Vavic nicht genau sagen. Das Mariinsky-Orchester St. Petersburg, mit dem sie schon oft musiziert hat, will im Oktober zu Leonard Bernsteins Todestag dessen „Age of Anxiety" mit ihr als Solistin bringen - sofern Flüge möglich sind.

Anika Vavic
Anika Vavic

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